Den letzten Abschied selbst gestalten by Koester Magdalena
Autor:Koester, Magdalena [Koester, Magdalena]
Die sprache: eng
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-12T05:00:00+00:00
Gedanken zum letzten Abschied
Immer mehr Menschen überlegen sich schon zu Lebzeiten genau, wie ihr letzter Abschied gestaltet werden soll, und erinnern sich dabei an gelungene Beerdigungen. Andere sind der Meinung, man solle nicht im Voraus alles festlegen, um den Angehörigen mehr Freiraum für ihre Trauer zu lassen.
Christian*, 38 Jahre
»Meine Tante war eine ganz selbstbewusste Frau. Sie hat ihre Beerdigung komplett selbst organisiert und einen ganz schlichten Sarg bestellt. Dann hat sie sich selbst ihr Totenhemd genäht und mit einem schönen Kreuz bestickt. Uns sagte sie, ihr könnt zur Trauerfeier anziehen, was ihr wollt.«
Marianne und Werner*, 85 und 86 Jahre
»Unsere Särge stehen schon in der Garage. Wir haben sie bereits vor Jahren selbst konzipiert, ganz schlichte, klassische Holzkisten. Bei der Beerdigung sollen sie nur mit Efeu bedeckt werden. Wir wollen keine Blumen, keine Kränze und keine Grabreden, wohl aber einige Musikstücke, die wir schon zusammengestellt haben.
Nachdem wir uns ein Leben lang bemüht haben, uns so zu verhalten, anzuziehen, zu wohnen und zu leben, wie uns das richtig und schön erscheint, ohne Schnörkel und Brimborium, sollte auch die letzte Handlung dazu passen. Deswegen kümmern wir uns selbst drum, versuchen Pomp und Hässlichkeit zu vermeiden und müssen dadurch den Bestattungshaien auch nicht soviel Geld in den Rachen werfen.«
Marlies, 68 Jahre
»Im vergangenen Jahr starb mein früherer Lebensgefährte. Sein Freundeskreis und ich orderten einen schlichten hellen Tannenholzsarg, auf den alle mit farbigen Filzstiften kreuz und quer ihre Namen schrieben. Der Sarg war übersät damit und sah wunderschön aus. Bei der Bestattung lagen nur eine weiße Lilie und sein Lieblingsbuch von Albrecht Fabri auf dem Sarg. Wenige Meter entfernt spielte ein Trompeter La Paloma. So hatte er sich das immer vorgestellt.«
Bianca, 32 Jahre
»Ich möchte, dass die Menschen an meinem Grab nicht weinen, sondern lachen. Dass sie über mein Leben reflektieren und dabei die Wahrheit sagen. Denn ich finde es furchtbar, wie sehr bei den Beerdigungen gelogen wird. Wir sind doch alle Menschen und haben Fehler. Ich hätte gern eine lustige Rocknacht an meinem Grab, bei der meine Freunde tanzen und sich am Leben freuen.«
Lena, 29 Jahre
»Ich wünsche mir ein betretbares Grab mit einer Sitzbank, wie in Russland. Am liebsten mit einem schönen Baum, vielleicht im Sommer mit Erdbeerpflanzen, damit man die Früchte essen kann. Denn dieses abgetrennte »vor-dem-Grab-stehen«, wo man doch eigentlich Nähe zu den schmerzlich Vermiss- ten sucht, hält mich meist davon ab, auf den Friedhof zu gehen.«
Doro, 55 Jahre
»Ich finde es ganz wichtig, dass die Angehörigen und Freunde nach dem Tod eines nahen Menschen noch in Ruhe zusammensitzen. Dass sie über den Toten nachdenken, was ihm vielleicht wichtig wäre, welche Rituale oder Musik er mögen würde. Deshalb finde ich es schrecklich, dass manche Menschen ihre Beerdigung schon bis ins Detail vorausgeplant haben. Damit nehmen sie ihren Hinterbliebenen ein wesentliches Verarbeitungspotential.«
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